BUND Kreisgruppe Alzeyer Land
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Pressemitteilung vom 25. Oktober 2009

Rettet die Stillen im Lande

Im letzten Agendabeitrag wurde sehr zu Recht auf den in Rheinland-Pfalz fast ausgestorbenen Laubfrosch hingewiesen. Hier zu Lande gibt es ihn nur noch in zwei isolierten Lebensräumen im pfälzischen Oberrheingraben und im Westerwald/Taunus. Noch in den fünfziger Jahren war er in Rheinhessen durchaus verbreitet.

Ich befürchte, dass es einem nahen Verwandten des Laubfroschs in absehbarer Zeit ähnlich ergehen wird. Es handelt sich um den Grasfrosch (Rana temporaria). Vor 20 Jahren war er noch überaus häufig in Wiesen, an Hecken- und Ackerrandstreifen aber auch in naturnahen Gärten als gern gesehener Gast anzutreffen. Dort versteckt er sich tagsüber in seinem Sommerquartier, oft einige Kilometer entfernt von dem Gewässer, in dem er als Kaulquappe aus dem Ei kroch. Nachts geht er auf die Jagd nach allem, was in sein großes Maul passt. Meistens sind es Insekten.

Jetzt, im zeitigen Frühjahr ist er der erste der Amphibien, die zum Ablaichen die Gewässer aufsuchen. Allerdings mag er fließende Gewässer wie die Selz gar nicht gerne. In seiner Not nimmt er dankbar für die Eiablage auch Regenrückhaltebecken und Gartenteiche, ja sogar Swimmingpools an. Meist etwas später kommen der Teichmolch, die Erdkröte und ganz zuletzt der Teichfrosch (Rana kl. esculenta) hinzu und das ist der Übeltäter, der ab Frühsommer laut und fröhlich quakt .Nachdem die Grasfroschmänner die Weibchen meist nachts mit gedämpften Knurren und Brummen umworben haben, legen diese einen, selten zwei Laichballen mit ca. 1500 Eiern. Diese gallertartigen Ballen schwimmen immer gut sichtbar an der Wasseroberfläche.

Und dann beginnt der Tragödie Erster Akt. Aus Unkenntnis wird vom Gartenbesitzer der Laich herausgefischt und oft gnadenlos über die Toilette entsorgt. Er meint, damit den quakenden, meist grünen Teichfrosch erwischt zu haben. Es waren aber die Stillen im Lande, die Grasfrösche, denen er den Garaus machte. All das ist sachlich falsch und rechtlich unzulässig. Alle genannten Arten sind streng geschützt.

Und nun der Zweite Akt. Das Regenrückhaltebecken trocknet schon im April (2007!) aus. Die Jungtiere vertrocknen zu Tausenden. Oder: der Teich erleidet einen totalen Frühjahrsputz. Das Ergebnis ist das Gleiche.

Und wie es dem „süßen“ Laubfrosch erging, so ergeht es dem stillen Grasfrosch. Vor hundert Jahren wurden seine Schenkel auf den Märkten feilgeboten. Das war zwar nicht sehr schön, hat die Art jedoch nicht bedroht. Noch vor zwanzig Jahren war er häufig in unserer VG. Heute ist er selten geworden. Er war mal ein wichtiges Glied in der Nahrungskette des Lebens.

Umdenken! Wir sind Teil der Natur und Artenvielfalt ist eine unserer Lebensgrundlagen. Sie beginnt in den Köpfen der Planer, vor unserer Haustür, in unserem Garten, im Wingert wie auf dem Acker und reicht bis zum Amazonas!

Text: Volker Söllner