BUND Kreisgruppe Alzeyer Land
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GEO-Tag: Wo stößt die Artenvielfalt auf ihre Grenzen?

Exkursion in die Sulzheimer Wiesen mit dem BUND Alzeyer Land

„Was gedeiht, blüht und wächst in den Sulzheimer Wiesen!“ Mit diesen Worten begrüßte Ernst-Ludwig Hammen, Vorsitzender der BUND Kreisgruppe Alzeyer Land, die Gruppe, die sich zur Wiesenexkursion am Victor-Julien-Platz in Sulzheim eingefunden hatte. Anlass der Veranstaltung war der GEO-Tag der Artenvielfalt mit dem diesjährigen Motto: „Wie viel Raum braucht die Natur: Wo stößt die Artenvielfalt an ihre Grenzen?“

Entlang der südlichen Wanderschleife des Erlebniswanderweges des Grünen Klassenzimmers der VG Wörrstadt führte die Tour durch Weinberge und landwirtschaftliche Flächen in die Grünen Klassenzimmer-Stationen „Auf dem Steinsborn/Hetzel“ und „In die vier Morgen/Rommelsheimer Mühle“. Unterwegs bestimmten die Teilnehmer Ackerwildkräuter, häufige Wegrand-, aber auch seltene und gefährdete Pflanzen. Ein wirklich schöner Blickfang war der attraktiv hellrot bis lila blühende Acker-Wachtelweizen am Wegesrand. „Der Acker-Wachtelweizen ist ein Halbschmarotzer, der auf Wurzeln von Gräsern und Getreide parasitiert“, erläuterten Volker und Elisabeth Söllner von der Gruppe AGENDA-BUND „Mensch & Natur“. „Kalkliebende sowie sonnenhungrige und Trockenheit liebende Pflanzen wie der Acker-Wachtelweizen fühlen sich hier sehr wohl“, ergänzte Söllner. Durch den Einsatz von modernen Landwirtschaftsmethoden ist das Ackerwildkraut aber heute selten geworden.

Während die Gruppe viele verschiedene Pflanzen am Wegrand bestimmte, wie beispielsweise Klatschmohn, Mäusegerste, Fünffingerkraut, Taubenkropf-Leimkraut und die unechte Kamille, bot sich den Teilnehmern im Wingert und am Rand von Getreidefeldern ein ganz anderes Bild. Entlang der Äcker gab es keine einzige Trachtpflanze zu bestimmen, in den Grünstreifen im Wingert herrschte ebenso Artenarmut. Einzig der Löwenzahn, einige Gräser und die Acker-Winde wurden entdeckt. „Bienen und Wildbienen verhungern unterwegs auf ihrer Suche nach Nektar und Pollen“, kommentierte Söllner. Es gebe zu wenig blühende Randstreifen entlang der Äcker.

Auf den Wiesen der Grünen Klassenzimmer ist der Tisch für die Insekten jedoch wieder reichlich gedeckt. In großen Beständen blüht die Bunte Kronwicke, die gerne von Hummeln und anderen Hautflüglern angeflogen wird. Neben häufigeren Arten wie Johanniskraut und Vogelwicke fühlen sich auch seltene und gefährdete Pflanzen wie Kartäusernelke und die stattliche Orchiedeenart Bocksriemenzunge wohl.

Von besonderer Schönheit und Artenvielfalt war der Randstreifen zur Obstanlage. „Nach Fräsen und Abmulchen der ersten Ruderalflora wurde dieser Randstreifen im vergangenen Jahr als etwa 100 Meter lange Teststrecke eingerichtet und mit regionalem Saatgut geimpft“, berichtete Söllner. Viele Pflanzen, wie beispielsweise die Margerite und die Schafgarbe, haben sich dieses Jahr hier angesiedelt. Unterwegs wurden die Exkursionsteilnehmer mit Erfrischungen und Informationsmaterial am BUND-Stand im Grünen Klassenzimmer „In den vier Morgen“ versorgt.

Liste der Pflanzenarten in alphabetischer Reihenfolge (unvollständig):

Acker-Wachtelweizen, Acker-Kratzdistel, Ackerwinde, Acker-Hundskamille, Attich (=Zwerg-Holunder), Beifuß, Bocksbart, Breitwegerich, Bocks-Riemenzunge, Brennnessel, Buntnessel, Deutscher Steinklee?, Essigbaum, Fünffingerkraut (= Kriechendes Fingerkraut), Flockenblume, Gelber Steinklee, Gewöhnlicher Glatthafer, Gewöhnliche Kratzdistel, Gänsedistel, Holunder, Hecken-Rose, Hornklee, Hahnenfuß, Johanniskraut, Klatschmohn, Kugeldistel, Kronwicke, Kartäusernelke, Falsche Kamille, Löwenzahn, Mäuse-Gerste, Maulbeerbaum (rot und schwarz), Echte Nelkenwurz, Orientalisches Zackenschötchen, Pfeilkresse, Raukenblättrige Greiskraut, Rotklee, Roter Hartriegel, Storchschnabel, Stinkender Storchschnabel (= Ruprechtskraut), Speierling, Spitzwegerich, Schafgarbe, Schlehe, Sichelmöhre, Taubenkropf-Leimkraut, Taubnessel, Vogel-Wicke, Weißdorn, Wiesen-Bocksbart, Walnuss, Weinbergslauch, Weiße Lichtnelke, Kleiner Wiesenknopf, Wiesenkerbel, Wiesen-Witwenblume, Wiesen-Labkraut, Zaun-Lattich (= Stachel-Lattich oder Kompass-Lattich), Zypressen-Wolfsmilch, Zaunrübe

Liste der Tierarten in alphabetischer Reihenfolge (unvollständig):

Ameisensackkäfer, Bläuling, Dickkopffalter, Erdhummel, Eichelhäher, Feldlerche, Grünaderweißling, Heuschrecke, Kohlweißling, Kuckuck, Libelle (Hufeisen-Azurjungfer?), Marienkäfer, fossile Muschel, Mönchsgrasmücke, Mäusebussard, Pirol, Rabenkrähe, Rosengallen an Heckenrose, Schachbrettfalter, Tagpfauenauge, Turteltaube, Weinhähnchen, Zebraschnecke (= Große Vielfraßschnecke oder Märzenschnecke)

 

Zum Vergrößern der nachfolgenden Bilder bitte das 1. Bild anklicken (alle Fotos von A. Stevens)

 

Die Exkursion wurde von der Stiftung Natur und Umwelt RLP unterstützt.