Pressemitteilung vom 13. Oktober 2015
BUND Alzeyer Land stellt Pflanze des Monats Oktober vor: Der Apfelbaum
Alte Kultursorten auf den Streuobstwiesen im Grünen Klassenzimmer der VG Wörrstadt
Äpfel sind das mit Abstand beliebteste Obst der Deutschen. Das ganze Jahr über bekommt man die Früchte frisch im Supermarkt. Dort werden aber oft nur wenige gängige Sorten angeboten, wie Braeburn, Gala, Fuji oder Jonagold, die wirtschaftlich angebaut werden können und so aussehen wie ein Apfel nach Ansicht des Durchschnittsbürgers schmecken und aussehen soll. Dabei gibt es unzählige verschiedene Apfelsorten, die sich durch eine große Vielfalt an Farben, Formen und Geschmacksrichtungen auszeichnen. Diese birgt ein großes Potenzial. Eigenschaften wie Resistenz gegen Schädlinge bespielsweise. Der BUND Alzeyer Land setzt sich für den Erhalt dieser Vielfalt ein und hat den Kulturapfel (Malus domestica) zur Pflanze des Monats Oktober gewählt. Auf den von den BUND-Aktiven gepflegten Streuobstwiesen des Grünen Klassenzimmers der VG Wörrstadt wachsen verschiedene Apfelsorten. Der Weiße Klarapfel beispielsweise gehört zu den alten Sorten und kann schon sehr früh ab Juni/Juli geerntet werden. Er eignet sich gut zur Herstellung von Apfelmus, muss aber nach der Ernte bald verbraucht werden. Eine besonders alte Sorte wächst auf der Streuobstwiese „Rommersheimer Mühle/In den vier Morgen“ – die Champagner Renette. Sie wurde schon 1799 beschrieben. Im Oktober wird der Apfel geerntet, ist aber erst nach Neujahr genussreif. Diese alte Sorte ist besonders gut lagerfähig und ist auch für Allergiker meist verträglich. Apfelallergien sind inzwischen sehr häufig. Die Unverträglichkeit ist jedoch sortenabhängig. Untersuchungen haben ergeben, dass sogenannte Polyphenole eine Schlüsselrolle spielen. Sie schalten das Apfelallergen aus. Polyphenole sind vor allem noch in alten Apfelsorten enthalten. Aus den neueren Apfelzüchtungen wurden diese Stoffe, die bei Äpfeln für den säuerlichen Geschmack und ihre braune Verfärbung nach dem Anschneiden verantwortlich sind, weitestgehend herausgezüchtet. Eine sehr alte Apfelsorte – der Winter Rambur - wächst auf der Streuobstwiese „Im Krag“. Der Winter Rambur war schon um 1650 bis 1700 bekannt. Er stellt keine hohen Ansprüche an Boden und Klima und ist widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge. Die langlebigen Bäume trifft man auch heute noch in alten Streuobstbeständen an. Sie sind besonders in Rheinland-Pfalz sehr verbreitet. Der Winter Rambur wird ebenfalls im Oktober geernet und ist ab Dezember bis März genussreif. Eine äußerst robuste und widerstandsfähige Apfelsorte, welche hervorragend für Streuobstwiesen geeignet ist, ist der „Brettacher“. Der BUND Alzeyer Land hat einige Exemplare auf den Wiesen „Am Schildberg“ und „Im Krag“ angepflanzt. Vermutlich ist die Sorte aus der Champagner Renette hervorgegangen. Der Brettacher liebt warme Lagen wie sie in Rheinhessen überall vorkommen. Neuere Apfelsorten, wie beispielsweise die schorf- und mehltautolerante bis- resistente Nela, wachsen ebenfalls auf den Wiesen des Grünen Klassenzimmers. Äpfel gehören übrigens zur Familie der Rosengewächse, die sich für Kreuzungszüchtungen sehr gut eignen. Nach neueren molekulargenetischen Untersuchungen entstand der Kulturapfel aus Kreuzungen des heimischen Wildapfels mit verschiedenen asiatischen Wildapfelsorten. Sowohl die alten als auch die neueren Apfelsorten sind gleichermaßen Ergebnis von zufälliger oder gezielter Selektion und schließlich auch Züchtung.
Weitere Informationen: BUND Kreisgruppe Alzeyer Land, Ernst-Ludwig Hammen, alzeyer-land@bund-rlp.de, 06732 – 62053, alzeyer-land.bund-rlp.de